Montag, 9. April 2012

Gefahrenmuster "kalt auf warm"...

Der Kälteeinbruch wirkte sich sowohl positiv als auch negativ auf die Lawinensituation aus.
 
Für die Jahreszeit ist es derzeit empfindlich kalt.
 
Neuschnee bis ins Tal... Ehrwald im Außerfern am 08.04.2012)
 
Zuerst das Positive: An der bis 2200m in allen Expositionen, darüber in besonnten Steilhängen bis zumindest 2400m oberflächig durchnässten Altschneedecke konnte sich meist wieder ein tragfähiger Harschdeckel ausbilden. Die Gefahr von Nassschneelawinen ist dadurch kurzfristig gebannt.
 
Das Negative: Durch den großen Temperaturunterschied an der Grenzfläche zwischen dieser nassen Altschneeoberfläche und dem darüber gelagerten, kalten Neuschnee bildete sich inzwischen zumindest kleinräumig eine dünne Schicht aus kantigen Kristallen. Unser Beobachter aus der Schlick (Nördliche Stubaier Alpen) meldete uns heute (09.04.2012) eine spontane Schneebrettlawine in einem extrem steilen Osthang auf 1900m, die auf dieses Phänomen hindeutet. Es sollte sich dabei um eine kurzfristige (inklusive 10.04.2012) und eng begrenzte Erscheinung (Höhenbereich v.a. zwischen etwa 1800m und 2400m) handeln. Eng begrenzt v.a. auch deshalb, weil sowohl der Neuschneezuwachs als auch der Windeinfluss während der vergangenen drei Tage recht unterschiedlich ausgefallen sind. Dort wo wenig Schnee bzw. lockerer Schnee liegt, reichen die Spannungen für eine Schneebrettauslösung nicht aus...
 
 
 
Die Hauptgefahr geht also von frischen Triebschneeansammlungen aus, wobei in größeren Höhen Schneebrettlawinen dann nicht mehr auf der besprochenen kantigen Schicht, sondern an der Grenzfläche zwischen kaltem, lockeren Neuschnee und frischem Triebschnee ausgelöst werden können. Bei entsprechender Sicht sind Gefahrenstellen jedoch allgemein gut zu erkennen. Somit nix wie raus und rasch, bevor das Wetter wieder umschlägt, den tollen Pulverschnee genießen und dabei frisch eingewehte, sehr steile Bereiche meiden!
 
Am Weg zur Lampsenspitze (Nördliche Stubaier Alpen ) (Foto: 08.04.2012)