Donnerstag, 3. Januar 2013

Nachtrag zu den Lawinenabgängen mit Personenbeteiligung bei der Torspitze und beim Längentaler Weißerkogel vom 30.12.2012 sowie Kurzinfos zur derzeitigen Situation

Am 30.12. passierten, wie bereits beschrieben, zwei weitere Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung, einmal bei der Torspitze in den  Tuxer Alpen, ein zweites Mal beim Längentaler Weißerkogel in den Nördlichen Ötztaler und Stubaier Alpen.
 
Torspitze (Tuxer Alpen):
Ein einheimischer Skitourengeher fuhr nach seinem Gipfelsieg in den bis zu 45° steilen N-Hang ein. Er löste ein beachtliches Schneebrett (mittlere Größe) aus, von dem er mitgerissen und total verschüttet wurde. Eine zufällig in der Nähe befindliche Skitourengeherin beobachtete den Lawinenabgang und alarmierte daraufhin via 140 die Leitstelle Tirol. Ein zufällig im Überflug befindlicher Hubschrauber flog sofort zur Unfallstelle und entdeckte eine aus der Lawine herausragende Hand. Der Mann wurde innerhalb kürzester Zeit aus der Lawine ausgegraben und überlebte den Abgang nahezu unverletzt.
 
Der Pfeil zeigt den Einfahrtsbereich in den schattseitigen Gipfelhang an (Foto vom 31.12.2012)
 
Hier eine Ansicht vom Hubschrauber des Innenministeriums aus...
 
Der grüne Pfeil zeigt die Aufstiegsspur, der rote den Einfahrtsbereich. Der rote Kreis zeigt die ungefähre Verschüttungsstelle an.
 
Die Schneedecke war, wie vermutet, in dem Nordhang auf ca. 2600m ungünstig aufgebaut.: Schwimmschneeschichten zwischen härteren, alten Schmelzharschkrusten dienten als Gleitfläche für diese Schneebrettlawine.
 
 
 
Längentaler Weißerkogel (Nördliche Stubaier Alpen):
 
Einfahrtsbereich samt Auffindungsstellen der Verschütteten und Lawinenausmaß am Längentaler Weißerkogel (Foto vom 31.12.2012)
 
Ein deutsches Brüderpaar sowie eine 4-köpfige tschechische Skitourengruppe waren in diesen Unfall involviert. Als das Brüderpaar in den Hang einfuhr, befanden sich die Tschechen im Aufstieg. Die Lawine wurde in der Abfahrt ausgelöst und erfasste alle Personen. 2 Personen (jeweils von einer Gruppe) wurden nicht verschüttet und halfen sofort bei der Bergung und Ortung der Personen. Ein tschechischer Skitourengeher wurde in kritischen Zustand in die Universitätsklinik nach Innsbruck geflogen.
 
Lawinenanriss im Gipfelbereich
 
Abriss bis zum Grat
 
Auch hier war Schwimmschnee (diesmal unterhalb einer mehr oder weniger ausgeprägten Windharschkruste) die Ursache für den Lawinenabgang. Die Lawine wurde an einem offensichtlich schneeärmeren Bereich (am Ende des Abfahrtspfeiles) ausgelöst. Der Hang gilt mit bis zu 40° als extrem steil, liegt auf ca. 3150m und ist Richtung NO ausgerichtet.
 
Glitzernder Schwuimmschnee, der als Gleitfläche diente
 
Hier noch das Profil, das am orographisch rechten Lawinenarm aufgenommen wurde.
 
Es zeigt sich inzwischen ein sehr klares Bild über die Lawinensituation in Tirol. Meist ist diese zur Zeit recht günstig. Aufpassen heißt es allerdings unverändert in den im Blog und im Lawinenlagebericht bereits mehrfach hingewiesenen Bereichen im Sektor WNW über N bis ONO, vermehrt in einem Höhenband zwischen etwa 2300m und 2800m in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes inklusive der Nördlichen Stubaier Alpen sowie Tuxer Alpen.
Vorsicht derzeit auch noch auf frischen Triebschnee in Kammnähe (meist allerdings nur kleinräumig).
Mehr Infos samt Fotos zur derzeitigen Situation heute abends nach unserem Außendienst...