Freitag, 27. Januar 2012

Meist günstige Bedingungen: Das Hauptproblem bilden Gleitschneelawinen und frische, gut erkennbare Triebschneepakete

Die Lawinengefahr ist zurückgegangen. Dies wird sehr gut auch dadurch belegt, dass am 25.01. sehr steile, kammnahe Bereiche befahren wurden - meist ohne Konsequenzen. Einzig im Arlberggebiet lösten gestern Wintersportler Schneebrettlawinen in Form des frischen Triebschnees aus. Es passierte unserem Wissensstand nach nichts. Zudem waren gestern Sprengerfolge im ganzen Land praktisch immer negativ.

 

Ein Blick auf die Nordkette am 25.01.2012: Kammnahes, sehr steiles Gelände wurde befahren, ohne dass sich frische Triebschneepakete stören ließen.

 

Besonders am 25.01. war der Wind in exponierten und höheren Lagen stark. Neue Triebschneepakete wurden gebildet - diese konnten jedoch aufgrund der mangelnden Spannung in den Paketen meist nicht gestört werden.

Nebenbei: Ein Schlüsselparameter für die Bildung von Triebschneepakete ist die Beschaffenheit der Schneeoberfläche. Lockerer, bindungsloser Neuschnee wird natürlich besser verfrachtet als fester, gebundener Schnee.

 

Schneefahnen im Bereich Franz-Senn Hütte am 25.01.2012

 

Vereinzelt konnten sich aber aus den Triebschneepaketen Schneebrettlawinen lösen.

 

Nicht immer waren die frischen Triebschneepakete harmlos. (Bereich Rauthütte am 26.01.2012)

 

Gleitschneelawinen bleiben jedoch weiterhin ein massives Thema! Der Lawinenabgang vom 24.01. im Bereich Rifflsee/Pitztal ist zum Beispiel auch auf diese Problematik zurückzuführen - die Schneebrettlawine wurde primär von einer abgegangenen Gleitschneelawine ausgelöst. Es gab keine Personenbeteiligung.

 

Gleitschneelawinen gehen bevorzugt auf glatten, steilen Flächen ab. Steile Grashänge eignen sich hervorragend dafür.

 

Gleitschneelawinen können auch Bereiche unterhalb der Waldgrenze gefährden (Foto vom 25.01., Bereich Bach im Lechtal).

 

Gleitschneethematik auch in der Wattener Lizum (Foto vom 25.01.)

 

Gleitschneelawinen können besonders bei einer mächtigen Schneedecke auch große Ausmaße annehmen. Im Bereich Bichlbächle im Außerfern erreichte eine solche die gesperrte Straße.

 

Gleitschneelawinenabgang in der Nacht vom 24.01. auf den 25.01. bei Bichlbächle (Gemeinde Bichlbach).

 

Gleitschneelawinen kündigen sich meist durch Risse in der Schneedecke an (Lawinenmäuler), der genaue Abgangszeitpunkt ist aber nicht vorhersagbar. Bereiche unter solchen Mäulern sind unbedingt zu meiden.

 

Bereich Rauthütte am 26.01.2012, man beachte den Bereich in der rechten unteren Bildhälfte ...

 

... kurz nach der Aufnahme des vorherigen Bildes hatte sich knapp über einer ehemaligen Anrisskante eine Gleitschneelawine gelöst. (Bereich Rauthütte am 26.01.2012)

 

Die vielen Rissen in der Schneedecke stellen auch ein Gefahr für Alpinsportler dar. Oft sind solche Gefahrenbereiche durch Überdeckung mit Neuschnee/Triebschnee nicht oder zumindest schwer zu erkennen. Am 25.01. musste eine Dame im Gebiet Kapall (St. Anton) aus einem solchen Lawinenmaul mit Hubschrauberunterstützung geborgen werden. Sie blieb unverletzt.

 

Die Nordkette bei Innsbruck – laufend sind neue Lawinenmäuler zu entdecken. (Bild vom 26.01.2012)

 

Wichtig: Gleitschneelawinen können zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jeder Lufttemperatur abgehen. Der 26.01. war ein kälterer Tag, trotzdem wurden Gleitschneelawinenabgänge gesichtet. Weiters ging zum Beispiel auch die vorher erwähnte Lawine bei Bichlbächle während der Nacht ab.

 

Lufttemperatur am 26.01 um 05:00 Uhr (Visualisierung: Kartographie Wien, Daten: LWD Tirol und Partner)