Freitag, 2. März 2012

Bildung einer Schwachschicht aufgrund des Gefahrenmusters "Kalt auf warm"


Am 24.02. und 25.02. wurde durch die warme, feuchte Witterung die Schneedecke bis knapp an die 3000m Grenze zumindest oberflächig angefeuchtet, in tiefen und mittleren Lagen zum Teil auch tiefer reichend durchnässt. Vom 26.02. auf den 27.02. schneite es in Tirol bei tiefen Temperaturen zum Teil ergiebig, am meisten in den Nordalpen, Tuxer Alpen und Zillertaler Alpen. Ebenso wehte kräftiger Wind. Man ging allgemein von einer guten Verbindung von Triebschnee mit der Altschneedecke aus.
 
Zum Teil beachtlicher Neuschneezuwachs in Tirol vom 26.02. auf den 27.02.2012
 
Allerdings bildete sich ab dem 27.02. verzögert an der Grenzfläche zwischen feuchtem Altschnee und kaltem Neuschnee in einem eng begrenzten Höhenband zwischen etwa 1900m und 2400m eine dünne, zum Teil zusammenhängende Schwachschicht aus kantigen Kristallen unmittelbar bei einer dünnen Schmelzharschkruste. Aufgrund der zunehmend frühlingshaften Temperaturen setzte sich der Neuschnee rasch. Vielerorts, besonders im sehr steilen besonnten Gelände, stabilisierte sich die Situation durch Setzung und Wärmeeinfluss unmittelbar nach Entstehung der Schwachschicht wieder. Im schattigen Steilgelände tritt dieses Problem inzwischen vereinzelt noch in einem Höhenbereich zwischen etwa 2000m und 2400m auf. Allerdings führte die zum Teil diffuse Strahlung am 29.02. (im Osten war diese wegen Bewölkung ausgeprägter als im Westen) zu einem Festigkeitsverlust und spontanen Lawinenabgängen.
 
Marchreisen (Nördliche Stubaier Alpen) am 27.02.; ein Skitourengeher löste ein Schneebrett auf der kantigen Schicht aus.
 
Spontane Lawine auf der Bielerhöhe (Silvretta) am 28.02.2012
 
Spontane Lawine in Kühtai (Nördliche Stubaier Alpen), Foto vom 01.03.2012
 
Abgesehen davon konnte man verbreitet super Pulverschnee genießen, den es inzwischen nur mehr in hohen, schattigen Lagen gibt.
 
Pulvertraum im Jamtal am 28.02.2012