Montag, 31. Dezember 2012

Nachtrag zum Lawinenunfall Zischgeles, weitere Lawinenereignisse in ähnlichen Hangbereichen

Gestern waren wir gemeinsam mit der Alpinpolizei am Zischgeles. Das Schneebrett wurde im extrem steilen Gelände von einer Beteiligten an einer schneearmen Stelle ausgelöst und erreichte beeindruckende Ausmaße.
 
Das Schneebrett mit der Verschüttungsstelle im Vordergrund des inzwischen verstorbenen Beteiligten
 
Im Vordergrund eine schneearme Stelle mit massivem Schwimmschneeanteil. Das Brett wurde etwas links versetzt im felsdurchsetzten Gelände ausgelöst.
 
Primär wurde ein kleineres Brett ausgelöst. Der Bruch in der Schwachschicht pflanzte sich fort, sodass dann ein Großteil des Gipfelhang als Lawine abging.
 
Demnächst sind wir wieder mit der Alpinpolizei bei weiteren Lawinenabgängen des gestrigen Tages unterwegs: Torspitze in den Tuxer Alpen sowie Längentaler Weißerkogel in den Nördlichen Stubaier Alpen. Die Ursache dürfte bei beiden Lawinen wiederum im schwachen Fundament, welches sich im Herbst gebildet hat, zu suchen sein. Nähere Details während der kommenden Tage.

Sonntag, 30. Dezember 2012

Unfassbar!

Wie uns von jenem Beteiligten beim Lawinenunfall Zischgeles mitgeteilt wurde, der einen total verschütteten Einzelgänger ausgraben, seinen Freund jedoch leider nicht auffinden konnte, passierte während der Rettungsaktion für uns absolut Unfassbares! Der Beteiligte bat einen abfahrenden Skitourengeher, der nicht unmittelbar beim Lawinenunfall involviert war, ihm beim Ausgraben des gerade aufgefundenen Einzelgängers zu helfen. Der Skitourengeher meinte, es „interessiere ihn nicht" und fuhr einfach weiter. Weiter unten am Lawinenkegel bat er dann einen aufsteigenden Skitourengeher, nach ev. weiteren Verschütteten zu suchen. Auch dieser Skitourengeher negierte dies und stieg Richtung Gipfel weiter!!!

 

Das ist unterlassene Hilfeliste, moralisch höchst bedenklich und extrem schade, dass diese Praxis nun offensichtlich auch Eingang beim Skitourengehen gefunden hat!!! Laut unseren Informationen wird nun gegen Unbekannte ermittelt.

 

Wir sind nun Richtung Zischgeles unterwegs und werden gemeinsam mit der Alpinpolizei die Unfallanalyse durchführen. Nähere Details folgen.

Einige Eindrücke zur aktuellen Situation

Am 29.12. war es wieder einmal überdurchschnittlich warm. Der Neuschnee der Vortage (im hinteren Ötztal waren es bis zu 60cm, meist zwischen 10 und 30cm) wurde in besonnten Hängen bis zumindest 2500m hinauf feucht, in tieferen Lagen schmolz er dahin.

 
Diesmal kein Regen, sondern Wärmeeinfluss (Nordalpen, Foto vom 29.12.2012)
 
Teilweise gab es sehr gute Sprengerfolge, u.a. am Arlberg. Im Bereich des Gaislachkogels in den Ötztaler Alpen waren diese hingegen eher mäßig.
 
Zur Sicherung der Skigebiete wurde wiederum viel gesprengt, mit teilweise sehr guten Erfolgen (Arlberg, Foto vom 29.12.2012)
 
Die Schneedecke wird in tiefen und mittleren Lagen zunehmend stabil. Man findet dort meist mehrere Eislamellen von Regenereignissen ab dem 15.12. sowie vom Weihnachtstauwetter. Weiterhin ist dort allerdings auf steilen Wiesenhängen auf Gleitschneelawinen zu achten.
 
Schneedecke auf 1550m in den Nordalpen mit Schmelzharschkrusten (Foto: 29.12.2012)
 
Schattseitig bleibt diese zumindest oberhalb etwa 2200m bis 2300m v.a. in einer Linie südlich des Außerferns, der Nordalpen und der Kitzbüheler Alpen aufgrund von eingelagertem, bodennahen Schwimmschnee störanfällig. Kritisch sind dort v.a. die schneearmen Bereiche sowie die Übergangsbereiche von wenig zu viel Schnee. Die Lawinen auf der Scheibenspitze sowie am Zischgeles vom 29.12. wurden in solchen Bereichen ausgelöst.
 
Ein typisches Profil schattseitig oberhalb etwa 2200m (in den Zillertaler Alpen sowie in Osttirol findet man häufiger nur Schwimmschnee; Regenkrusten wurden dort meist schon umgewandelt)
 
Am 29.12. häufig zu beobachten: Lockerschneelawinen aus felsdurchsetztem Gelände:
 
Lockerschneelawine in den Nordalpen (Foto: 29.12.2012)
 
Was es im und mit dem Schnee noch so alles zu machen gibt...
 
Labyrinth...
 
Iglu...

Mehrere Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung

Sowohl am Freitag, den 28.12., als auch am Samstag, den 29.12. lösten einige Wintersportler Schneebrettlawinen aus. Am 28.12. meldete die Leitstelle Tirol zwei Ereignisse, eines am Pengelstein in den Kitzbüheler Alpen, ein weiteres im Bereich des „Wilden-Mann-Liftes" oberhalb von Vent. Jeweils waren es Variantenfahrer, die unseren Informationen zufolge im sehr steilen Gelände frische Triebschneeansammlungen ausgelöst haben. Den Beteiligten passierte nichts.
 
Am 29.12. wurden uns vier Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung gemeldet. Kurz vor 13:00 Uhr löste ein Variantenfahrer im freien Skiraum des Skigebietes Serfaus im so genannten Lazid-Hang eine Schneebrettlawine aus, von der er erfasst wurde, jedoch bei Stillstand der Lawine unverletzt an der Schneeoberfläche zu liegen kam. Da die Lawine auch einen Teil der Piste verschüttete, wurde mit ca. 120 Helfern samt Lawinenhundeführern nach möglichen Verschütteten gesucht. Glücklicherweise konnte nach intensiver Suche Entwarnung gegeben werden. Interessantes Detail: Der Lazid-Nordhang wurde inzwischen vielfach befahren und ebenso gesprengt. Ein letztes Mal führten die Sicherungskräfte am 28.12. mit einer GAZEX-Anlage Sprengungen durch. Die Lawine wurde in einem bis dato offensichtlich noch kaum befahrenem, sehr schneearmen Bereich nahe der Sprenganlage ausgelöst.
 
Das Schneebrett unterhalb der Bergstation, Lazid-Nordhang(Foto vom 29.12.2012)
 
Am Anriss: Leider immer wieder das selbe Bild in schattigen Hängen oberhalb etwa 2200-2300m: bodennaher Schwimmschnee im Bereich von dünnen Krusten.
 
Der Lawinenanriss, Lazid-Nord (Foto: 29.12.2012)
 
Um 13:33 Uhr erfuhren wir von einem Lawinenabgang bei der Scheibenspitze im Navistal (Tuxer Alpen). Eine Person wurde teilweise verschüttet und konnte unverletzt  befreit befreien.
 
Knapp vor 14:30 Uhr passierte dann das folgenschwerste Lawinenunglück unterhalb des Zischgeles in den Nördlichen  Stubaier Alpen. Während des Tages waren in Summe ca. 30 Personen am Berg unterwegs. Das Schneebrett wurde von zwei Personen in der Abfahrt ausgelöst: primär war es ein kleines Schneebrett, das in Folge ein weiteres Schneebrett mittlerer Größe (ca. 100m Breite, 300m Länge) auslöste. Von zwei weiteren, in der Abfahrt befindlichen, befreundeten Personen wurde eine nicht, die andere total verschüttet. Ebenso total verschüttet wurde ein aufwärts gehender Alleingänger. Dieser Alleingänger konnte von dem nicht verschütteten abfahrenden Tourengeher rasch geortet und ausgegraben werden. Seinen Freund konnte er leider nicht orten. Erst ca. 40 Minuten später wurde dieser ausgegraben und musste in sehr kritischem Zustand nach Innsbruck geflogen werden.
 
Lawinenunfall Zischgeles (Foto: 29.12.2012)

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Wir steuern wieder einer für den Wintersportler heiklen Lawinensituation zu

Kalter, lockerer Neuschnee (häufig auf einer Schmelzharsch- bzw. Windkruste) samt stürmischem Wind führen derzeit zu umfangreichen Schneeverfrachtungen und zur Bildung frischer, störanfälliger Triebschneeansammlungen in den Bergen.
 
 
 
Hier zwei Profile, die die derzeitige Situation recht gut charakterisieren:
 
In tiefen und mittleren Höhenlagen Regen- und Schmelzharschkrusten von Weihnachten, darüber lockerer Neuschnee (Profil vom 27.12.2012, Widdersberg, Stubaier Alpen)
 
 
 
Zudem findet man im Sektor W über N bis O oberhalb etwa 2200m vermehrt bodennahen Schwimmschnee, der auch an schneearmen Stellen der anderen Expositionen in höheren Lagen zunehmend ein Thema wird. (Profil vom 27.12.2012 Silvretta)
 
Derzeit zieht gerade aus Westen die Schlechtwetterfront herein.
 
Blick vom Widdersberg in Richtung Westen (Foto: 27.12.2012)
 
Wir haben gerade auch die ersten Meldungen über (derzeit allerdings noch kleine) spontane Lawinen bekommen.
 
Kleine spontane Lawinen im Variantengelände (Brunnalm, Zentralosttirol, Foto vom 27.12.2012)
 
Wie gesagt: Die nächsten Tage bitte besonders aufpassen, bei der Befahrung von steilem Gelände zurückhaltend sein und frischen Triebschneepaketen konsequent ausweichen! Der Samstag soll übrigens schönes Wetter bringen. Somit steht uns höchstwahrscheinlich ein besonders unfallträchtiger Tag bevor!!!

Sehr wechselhaft nicht nur das Wetter, auch die Lawinengefahr geht rauf und runter.

Die angekündigte heikle Lawinenphase vom 22. auf den 23.12. ist vorbei. Kurzfristig stuften wir die Gefahr im Südwesten des Landes aufgrund der Kombination aus Erwärmung, Niederschlag (Regen im Norden bis ca. 2000m im Süden bis ca. 1000m), stürmischem Wind und besonders ungünstigem Schneedeckenaufbau als groß ein. Rückmeldungen aus dem Stubaital, Ötztal, Kaunertal und dem Pitztal über zahlreiche spontane Lawinenabgänge aus allen Expositionen bestätigten am 23.12. diese Einschätzung.


Spontane Lawine vom 23.12.2012 am Aifner (Kaunertal)

Spontane Nasschneelawinen vom 23.12.2012 Mieminger Kette

Personen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Auch ein Gleitschneerutsch, der am 23.12. die Tannheimer Straße verlegte, ging glimpflich aus.

Am 24.12. wurden in Tirol ungewöhnlich warme Temperaturen gemessen. Die Nullgradgrenze lag bei 3300m (!).

Nicht nur die überdurchschnittlichen Temperaturen, auch der durchwegs starke bis stürmische Wind prägten die vergangenen Tage

Hier ein paar Impressionen:

Weihnachtstauwetter (Inntal, Foto 23.12.2012)

Kurzfristig sehr schlechte Schneequalität:

Eis am Patscherkofel (Tuxer Alpen, Foto: 24.12.2012)

Bruchharsch am Weg zur Wankspitze (Foto: 25.12.2012)

Schneefahnen auf den Bergen.

Stubaier Alpen (Foto: 26.12.2012)

Brunnalm (Zentralosttirol, Foto: 27.12.2012)

Wieder einmal Regen am 26.12., meist bis etwa 1400m hinauf, kurzfristig auch darüber.


Mittwoch, 26. Dezember 2012

Schlechte Schneequalität

Ein Zitat von Alexander Radlher, einem unserer fleißigsten Melder, gibt die derzeitige Situation wohl am besten wieder:

„Ganz ehrlich: Gestern wäre ich lieber zu Fuß runter als mit Ski, unglaublich schlecht!"

 

In tiefen Lagen ist die Schneedecke nass, in mittleren Lagen gibt es überall Bruchharsch sowie in exponierten Bereichen Eis! In größerer Höhe ist die Schneedecke sehr unregelmäßige verteilt samt Triebschneepaketen in allen Hangrichtungen.

 

Mehr Details samt Fotos zur Situation gibt es morgen!

Samstag, 22. Dezember 2012

Weihnachtstauwetter führt kurzfristig zu heikler Lawinensituation!

Die ZAMG-Wetterdienststelle meldet ab heute abends eine deutliche Erwärmung, Niederschläge mit Regen bis zumindest 2000m hinauf und stürmischem, zum Teil orkanartigem Wind. Dies wirkt sich durchwegs ungünstig auf die Lawinengefahr aus.
 
Mit Regen, Neuschnee, Erwärmung und Wind steigt die Lawinengefahr an.
 
Als Hauptproblem muss derzeit der teilweise sehr schlechte Schneedeckenaufbau oberhalb etwa 2200m im Sektor W über N bis O in den Regionen südlich einer Linie vom Außerfern über die Nordalpen und die Kitzbüheler Alpen angesehen werden. Zurückzuführen ist dieses Problem einerseits auf den Regen vom 11.11.2012, andererseits auf eine niederschlagsfreie, kalte Zeit zwischen Mitte und Ende November 2012. Wichtig für uns ist derzeit, wie weit es wo damals hinaufgeregnet hat. Die Regengrenze war nämlich sehr unterschiedlich: Westlich des Wipptales regnete es meist bis etwa 2400m, im Kaunertal bis 2800m, im Pitztal gar bis 3000m hinauf. Östlich des Wipptales dürfte es zumindest entlang des Alpenhauptkammes sowie in Osttirol meist um 2000m gewesen sein, mit lokalen Abweichungen nach oben. Im Nahbereich dieser Regenkruste konnten sich kantige Kristalle und Schwimmschnee bilden. Die Schwachschicht ist flächig vorhanden. Fernauslösungen sind somit teilweise über große Distanzen möglich. Dort wo es nicht so weit hinauf regnete, hat sich inzwischen schattseitig Schwimmschnee gebildet. Dies trifft ganz besonders für die Zillertaler Alpen sowie für Osttirol zu. Das Problem ist dort also auch vorhanden, allerdings nicht so gravierend wie weiter im Westen des Landes.
V.a. oberhalb etwa 2200m mancherorts ein Problem: Schwachschicht im Bereich von Regen- und Schmelzharschkrusten (Gampernunalpe, Kerschkopf, Foto vom 19.12.2012)
 
Aufgrund der Wettervorhersage rechnen wir deshalb mit spontanen Lawinenabgängen in Höhenbereichen zwischen etwa 2200m bis 2800m im Sektor W über N bis O in besagten Bereichen.
 
Weiters erwarten wir vermehrt Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen sowie nasse Lockerschneelawinen aus felsdurchsetztem, regenbeeinflussten Gelände.
 
Während der kommenden Tage: Vorsicht vor Gleitschneelawinen (Foto vom 19.12.2012)
 
Vereinzelt Dachlawinen…(Foto Seegrube vom 17.12.2012)
 

Wochenrückblick zu Wetter, Schneedecke und Lawinen

Ab dem 14.12. gelangte vom Atlantik her unter einer Südwestströmung deutlich mildere Luft als zuvor an den Alpenraum. Dazu wehte kräftiger Südföhn.
 
Ein Blick von Innsbruck Richtung Süden. Die Serles ist bereits in dichte Wolken gehüllt. Auf den Bergen weht stürmischer Wind aus Süden (Foto vom 14.12.2012)
 
Gleitschneelawinen waren und bleiben ein Thema in Tirol, v.a. in den schneereicheren Regionen. Spektakulär ein Bild von der Streif in Kitzbühel…
 
Streif, Kitzbühel (Foto vom 14.12.)
 
Es herrschte unbeständiges Wetter, wobei es am Samstag, den 15.12. meist bis auf etwa 1500m hinauf regnete.
 
Am 15.12. regnete es verbreitet bis meist etwa 1500m hinauf (Nordkette)
 
Regenbeeinflusste Schneedecke am Weg zum Schwarzkogel in den Kitzbüheler Alpen (Foto vom 16.12.2012)
 
Auch hier gut zu erkennen: Oberflächennahe Regenkruste vom 15.12.
 
Anschließend kam Tirol in eine Westströmung mit unbeständigem Wetter in Nordtirol.
 
Anfangs kräftige Südströmung, dann drehend auf West.
 
Unterhalb des Gaislachkogels lösten damals drei Variantenfahrer im offensichtlich frisch eingewehten und zudem extrem steilen Gelände eine 500m lange und bis 50m breite Schneebrettlawine aus. Eine Person wurde verletzt.
 
Gaislachkogel: Der Einfahrtsbereich wurde zufällig kurz vor dem Lawinenabgang von einem Bediensteten der Bergbahnen aufgenommen. (Foto: 16.12.2012)
 
Ebenso am 16.12. wurde ein Filmteam im Bereich der Gampernunalpe (Arlbergregion) von einer spontanen Lawine überrascht. Die Lawine erfasste einen einheimischen Jäger, der schwerste Verletzungen erlitt. Die anderen beteiligten Personen konnten sich hinter einer Hütte in Sicherheit bringen (sh. roten Kreis am folgenden Foto). Im Zuge unserer Erhebungen mit der Alpinpolizei näherten wir uns über kupiertes und maximal mäßig steiles Gelände vom Grat in Richtung Anrissbereich. Dort nahmen wir ein Setzungsgeräusch war. Wie sich nach unseren Erhebungen herausstellte, lösten wir dadurch eine weitere Schneebrettlawine neben der Unfalllawine, aber auch auf der anderen Hangseite aus: Wieder einmal ein Indiz für den teilweise sehr ungünstigen Schneedeckenaufbau oberhalb etwa 2200m im Sektor W über N bis O in den Regionen südlich einer Linie vom Außerfern über die Nordalpen bis zu den Kitzbüheler Alpen.
 
Lawinenunfall Gampernunalpe: gelber Pfeil (Abstieg der Gruppe); roter Kreis (einige Personen konnten sich hinter einer Hütte in Sicherheit bringen; blaue Linie (spontane Lawine); roter Pfeil (Profilstandort); blaue, strichlierte Linie (Fernauslösung); violetter Pfeil (weitere Fernauslösung auf anderer Hangseite; Wechtenkeil gebrochen).
 
Am folgenden Bild sieht man die zweite Fernauslösung. Die Schwachschicht war offensichtlich bis zum Gratbereich vorhanden. Der dadurch gebrochene Wechtenkeil riss dann den Schnee auf der anderen Gratseite mit.
 
Blick Richtung Westen, im Hintergrund der Riffler (Foto vom 19.12.2012)
 
Am 16.12.2012 wurde dann auch noch im Sassgalunkar, einem Variantengebiet der Silvretta Skiarena eine Lawine ausgelöst. Verletzt wurde niemand.
 
Lawine Sassgalunkar (Foto vom 16.12.2012)
 
Bis zum 19.12. schneite es in Nordtirol täglich, mit Konzentration im Nordwesten des Landes.
 
Schneefall im Skigebiet Hochzillertal (Foto: 18.12.2012)
 
Wetterbegünstigt war Osttirol…
 
Der schöne Süden - Sandboden (Zentralosttirol, Foto vom 16.12.2012)
 
Ab dem 19.12. sah man häufig traumhafte Winterlandschaften mit einer häufig lockeren, kalten Pulverschneeauflage.
 
Im Halltal (Foto vom 20.12.2012)
 
Der lockere Schnee überdeckte einerseits kürzlich entstandene Triebschneepakete, andererseits konnte dieser in windexponierten Lagen leicht verfrachtet werden und somit neue, störanfällige Triebschneepakete bilden. (sh. dazu vorige Blogeinträge zu den weiteren tödlichen Lawinenunfällen im Törli am 18.12. und unterhalb der Hohen Munde am 20.12.). Am 21.12. wurden übrigens die Einsatzkräfte noch zu einem weiteren Lawinenereignis im Bereich des Schimmel Eggs (Rendl, Arlberg) gerufen. Offensichtlich wurde bei diesem Lawinenabgang jedoch niemand verschüttet.
 

Freitag, 21. Dezember 2012

Tödlicher Lawinenunfall Hohe Munde

Am 20.12. wollten zwei deutsche Skitourengeher die Hohe Munde in den Westlichen Nordalpen besteigen. Während des Aufstiegs lösten sie eine Schneebrettlawine aus. Eine Person blieb bei einer Verflachung mit Verletzungen an der Schneeoberfläche liegen, die zweite Person stürzte über felsdurchsetztes Gelände ab und verstarb.
 
Aufstiegsspur (gelb), Lawinenanriss (blau), Teilverschütteter (roter Kreis), Absturz der zweiten Person (roter Pfeil)
 
Der Unfall ereignete sich in einer Seehöhe von etwa 2350m in einem extrem steilen, SO exponierten Hang.
 
Als Ursache ist eindeutig der unmittelbar zuvor entstandene Triebschnee anzusehen. Die Altschneeoberfläche war in windberuhigten Lagen locker und spannungsarm, in windbeeinflussten Bereichen gebunden. Das Schneebrett brach an der Schichtgrenze zwischen lockerem Neuschnee und Triebschnee.
 
Lockerer Neuschnee in windberuhigten Gebieten (Foto vom 19.12.2012)
 
 
Hier ein Schneeprofil im windberuhigten Bereich oberhalb der Rauthhütte (Aufstieg zur Hohen Munde).
 
 
Der Wind auf der Hohen Munde.
 
Der Wind wehte im Vergleich zu den übrigen Teilen Tirols auf der Hohen Munde verhältnismäßig kräftig.
 
Weitere Detailfotos:
 
 
Lawine mit Absturz und Auffindungsort des Verstorbenen...