Freitag, 30. Januar 2015

Massiv vom Wind geprägte Schneedecke. Weiterhin auf kürzlichen Triebschnee sowie störanfälligen Altschnee achten. Kurze Unfallanalyse vom Hornköpfl in den Kitzbüheler Alpen

In Tirols herrscht zumindest vom Waldgrenzbereich aufwärts  erhebliche Lawinengefahr. Dabei ist unverändert auf Triebschnee, aber auch auf störanfälligen Altschnee zu achten.

 

Bodennahe störanfällige Schwachschichten findet man weiterhin v.a. in den Regionen südlich des Arlbergs, der Nordalpen und der Kitzbüheler Alpen. (schattseitig weiterhin im Höhenbereich zwischen ca. 2000m-2600m, in besonnten Hängen oberhalb etwa 2300m). 

 

Seit gestern im Zuge der Unfallanalyse am Hornköpfl in den Kitzbüheler Alpen wissen wir von einer neuen oberflächennahen Schwachschicht, zumindest in den Kitzbüheler Alpen.  Vergangene Woche hat sich dort aufgrund von Nebel- und Wärmeeinfluss schattseitig eine dünne Schmelzkruste gebildet. Durch die anschließenden kalten Temperaturen entwickelte sich unmittelbar unterhalb dieser Kruste eine sehr dünne Schicht aus kantigen Kristallen (Gefahrenmuster 4: kalt auf warm/warm auf kalt). Diese Schicht war die unmittelbare Ursache des Lawinenabgangs. Wir gehen derzeit von der Existenz dieser Schwachschicht zumindest in den Kitzbüheler Alpen schattseitig oberhalb etwa 1600m bis vermutlich etwa 1900m aus. Somit dort neben frischem Triebschnee um erhöhte Vorsicht!

 

Schneeprofil vom Hornköpfl vom 29.01.2015. Man erkennt die dünne Schmelzkruste bei 34cm samt dünnen kantigen Kristallen darunter. Profilort: Anrissbereich der Lawine

 

Oberhalb des Handschuhs erkennt man die sehr dünne Schmelzkruste, darunter war die ebenso sehr dünne kantige Schicht zu finden. Hornköpfl (Foto: 29.01.2015)

 

Weitere Schneedeckenuntersuchungen im Nahbereich von Lawinenabgängen vom 28.01. in besonnten Hängen zeigten eine zunehmende Verbindung jenes Triebschnee, der sich vom 27.01. auf den 28.01. gebildet hat mit dem darunter befindlichen, vormals sehr lockeren, kalten Neuschnee in einem Höhenbereich unterhalb von 2000m.

 

Frischer, seit 29.01. gebildeter Triebschnee ist jedoch weiterhin recht störanfällig. Hier eine dazu passende Kurzinfo von Paul Mair vom Arlberg vom 30.01.: „Auslösebereitschaft hoch, kleinräumige Fallen (Kuppen, Rücken und kleine Tälchen) waren in allen Höhenlagen und Expositionen auszulösen.“

 

Der Wind hat in weiten Teilen Tirols den tollen Pulverschnee zunichte gemacht und frische, auch harte Triebschneepakete gebildet. Tuxer Alpen (Foto: 30.01.2015)