Donnerstag, 21. Januar 2016

Eindrücke der vergangenen Tage

Täglich waren wir während der vergangen Tage im Gelände und konnten unser Bild der Situation weiter schärfen.

Endlich Winter in vielen Teilen Tirols. Am meisten Schnee hat der Westen des Landes sowie die Nordalpen abbekommen. Außerfern (Foto: 18.01.2016)

Schneefall vom Wochenende

Kurzfristig war es bitterkalt. Inzwischen ist die Temperatur wieder etwas angestiegen

Es zeichnet sich eine leichte Stabilisierung der Altschneedecke im Sektor WNW über N bis ONO oberhalb etwa 2000m ab, was v.a. auch daran zu erkennen ist, dass Rissbildungen, Setzungsgeräusche und Fernauslösungen inzwischen kaum mehr beobachtet werden konnten. Dennoch bleibt das Hauptproblem der störanfälligen, bodennahen Schwachschichten oberhalb etwa 2000m bestehen und sollte weiterhin beachtet werden. Im Arlberggebiet und Außerfern deutet Vieles darauf hin, dass diese Höhengrenze bei etwa 2200m liegt, was mit einer höheren Regengrenze im Vergleich zu anderen Regionen vom 09.01. auf den 10.01. zu tun hat.

Zahlreiche Stabilitätsuntersuchungen zeigten bisher meist eine hohe Störanfälligkeit von bodennahen Schichten. (Die Schwachschicht verläuft am Bild dort, wo der Stiel der Schneesäge aus der Schneedecke herausragt.). Wörgestal, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 17.01.2016)

Aufgefallen sind uns auch die vermehrten Selbstauslösungen von Schneebrettlawinen vom Wochenende in den Regionen der Ötztaler, Stubaier und Tuxer Alpen. Bodennahe Schwachschichten scheinen dort tendenziell noch störanfälliger zu sein.

Einige Schneebrettlawinen lösten sich auch innerhalb von Lawinenverbauungen, Tuxer Alpen (Foto: 18.01.2016)

Insgesamt bleibt dieses Altschneeproblem jedoch etwas heimtückisch, auch deshalb, weil an der Schneeoberfläche zum Teil lockerer Pulverschnee ein vermeintlich sicheres Gefühl vermittelt. Das erwähnte Altschneeproblem taucht übrigens in hochalpinen Lagen vermehrt in allen Hangrichtungen  aus. Aufgrund der dort meist stark vom Wind beeinflussten Schneedecke mit härteren, eher mächtigen Triebschneepaketen dürfte dort die Störanfälligkeit im Vergleich zu Höhenlagen zwischen etwa 2000m und 2800m etwas geringer sein.

Auffallend war auch, dass die meisten Lawinenabgänge während des Wochenendes mit dem Altschneeproblem zu tun hatten. Zusätzlich gab es natürlich auch Problembereiche mit frischem Triebschnee in den übrigen Sektoren, die allerdings offensichtlich besser erkannt wurden. Hier folgen nun einige Fotos von Lawinenabgängen, bei denen Personen involviert waren.

Unterhalb des Drei-Seen-Liftes (am Bild rechts der Bahn unterhalb der Felsen) wurde am 17.01. ein Schneebrett ausgelöst. Person blieb unverletzt (Foto: 19.01.2016)

Am Hang rechts der Staumauer am Finstertaler Stausee lösten Skifahrer am 18.01. ein Schneebrett aus. Offensichtlich war auch hier viel Glück im Spiel. (Foto: 19.01.2016)

Im schattigen Bereich rechts oberhalb der Verbauung erkennt man einen Schneebrettanriss. 4 Tourengeher lösten die Lawine fern aus und hatten in Summe großes Glück. Lawinenabgang und Foto vom 18.01.2016

Die Schneebrettlawinen wurden durch Fernauslösung im Bereich des Rückens oberhalb des Lawinenanrisses von Variantenfahrern ausgelöst. Hochzillertal (Foto und Auslösung am 18.01.2016)

Hohe Störanfälligkeit der Schneedecke am Weg zur Lampsenspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 18.01.2016)

Neben dem Altschneeproblem hatte man mehr oder weniger ausgeprägt - mit größerer Höhe zunehmend - ein Triebschneeproblem.

Windeinfluss führte mitunter zu umfangreicheren Schneeverfrachtungen. Patscherkogel in den Tuxer Alpen (Foto: 19.01.2016)

Interessant an diesem Bild ist die sehr geringe Anrissmächtigkeit: sehr lockerer, kalter Pulverschnee wurde hier von einer dünnen, windbeeinflussten Schicht überlagert. Das Schneebrett ist durch die Sonneneinstrahlung spontan abgegangen. Hochzillertal (Foto: 18.01.2016)

In besonnten Hängen ist das Altschneeproblem weniger ausgeprägt. Dies hat in mittleren und hohen Lagen v.a. mit der unregelmäßig verteilten Altschneedecke zu tun, die v.a. in Rinnen und Mulden bzw. kleinen Hangvertiefungen anzutreffen ist. Angrenzend findet man häufig apere Flächen. Bruchfortpflanzungen sind deshalb nicht so leicht möglich wie in Schattenhängen (Eine Ausnahme bilden hochalpine besonnte Bereiche).

Ein Schneeprofil in einem sehr steilen Südhang unterhalb des Burgstalls in den Nördlichen Stubaier Alpen zeigt im rechten Bildabschnitt am Boden Reste von alten Schmelzkrusten. Angrenzend fehlen diese Krusten, man stößt auf Gras. (Foto: 19.01.2016)

Am Schluss bleibt die Frage, wie man sich bei dieser Situation am besten verhalten soll: Kurz und bündig: Schattiges, steiles Gelände oberhalb etwa 2000m (Arlberggebiet und Außerfern oberhalb etwa 2200m) sollte weiterhin möglichst gemieden bzw. extrem sorgfältig beurteilt werden.

Im Rahmen eines Erkundungsfluges konnten wir sehr große Zurückhaltung bei der Befahrung von sehr beliebten, schattigen Abfahrten feststellen, wie hier bei der noch unverspurten Maierrinne unterhalb der Nockspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen. Es handelt sich hier um Gelände, welches man weiterhin möglichst meiden sollte. (Foto: 19.01.2016)

Recht gute Tourenmöglichkeiten findet man meist unterhalb etwa 2000m in den schneereicheren Regionen des Landes. Wer sich nicht sicher ist, dem empfehlen wir, eher flachere Touren auszuwählen.

Angenehmes Tourengelände mit oftmals super Pulverschnee in den Kitzbüheler Alpen (Foto: 19.01.2016)

Ebenso angenehmes Tourengelände am Weg zum Galtjoch im Außerfern (Foto: 18.01.2016)